Gedanken zur Zeichnung, von Knolle selbst:
Die Schwedin
Kennengelernt habe ich sie vor einigen Jahren in Schweden. Ihre Art mich anzusprechen gab mir den notwendigen Stoß zur Überwindung der unterschiedlichen Welten aus denen wir kamen. Die Brücke konnte im Folgenden durch die in unserer Gesellschaft üblichen Art geschlagen werden. Ich nahm alsdann meine Geldbörse und begab mich an die Kasse des kleinen Kiosk.
Dort erwarb ich mir das Recht sie mit in mein Apartment zu nehmen. Ihr Äußeres entriss mir meine volle Aufmerksamkeit, ihr Inneres blieb mir und bleibt bis heute verschlossen. Diese Weise der Bekanntschaft ist für gewöhnlich nicht mein Bestreben. Aber unter dem Aspekt des dienstlichen Strohwitwers, der immensen Freizeit und des minimalen Angebots diese zu verschleudern, vor allem jedoch mein zeitweise starkes Bedürfnis meine Kreativität auszuleben sorgten für eine günstige Konstellation.
So begann ich also zu zeichnen. Ein Bleistift, ein Radiergummi, ein Stück weiße, ebene Kartonage.
Leere und Einsamkeit, ein Dorf jenseits der dichtbesiedelten Heimat, Stille, und während der länger werdenden Abende auch die Mitternachtssonne. Nur für den außenstehenden Betrachter mochte es so gewirkt haben. Ich selbst erlebte die Welt anders. Meine Welt war nur noch sie und ich, vereint durch die Notwendigkeit sie neu entstehen zu lassen. Ihres war es, sich durch mich an ihren neuen Platz zu bewegen zu lassen. Meines, mich zu verwirklichen. Vielleicht wird sie sich eines Tages hier wiedererkennen.
Die ursprünglich 50 /70 cm große Zeichnung habe ich nur unvollkommen scannen können. Die Schwedin, die das Kernstück ausmachte, sah in ihrer Herausgetrenntheit aus dem Ganzen so anders aus, so einsam, dass ich nicht umhin kam, ihr Gesellschaft angedeihen zu lassen. Also hielt ich ihr einen Spiegel vor...und sie war einverstanden.
Sie ist unverkäuflich, nicht käuflich und die Zeit mit ihr war unbezahlbar. Danke.
19.06.03
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